Die Sojabohne als Kulturpflanze
Die Sojabohne als Kulturpflanze
Für Europa wurde Glycine max (Sojabohne) von Engelbert Kaempfer entdeckt, der sie nach seiner Japan-Reise 1691/92 erstmals auch beschrieb.
AMOENITATUM EXOTICARUM POLITICO-PHYSICO-MEDICARUM FASCICULI V, QUIBUS CONTINENTU
ENGELBERT KAEMPFER
Engelbert Kaempfer [1740-1812] war ein deutscher Arzt und ist am bekanntesten als Direktor der Deshima-Fabrik in Nagasaki.
Abb.: Dejima als Handelsposten der Niederländischen Ostindien-Kompanie
Nur auf Dejima, einer künstlichen Insel im Hafen von Nagasaki, war bis zur Öffnung Japans 1854 der Kontakt zwischen Japanern und Ausländern möglich. Besonders holländische und chinesische Händler waren auf Dejima aktiv.
Der in Leiden (Niederlande) geborene Nikolaus Joseph von Jacquin gilt als Pionier der wissenschaftlichen Botanik in Österreich. Er verfasste grundlegende Arbeiten auf dem Gebiet der Botanik und ist Erstbeschreiber vieler Pflanzen, Pilze und Tiere. 1768 wurde Nikolaus von Jacquin als Professor der Botanik und Chemie an die Medizinische Fakultät der Universität Wien berufen und zum Direktor des neugegründeten Botanischen Gartens ernannt, dessen Reorganisation er nach wissenschaftlichen Richtlinien durchführte. In seinem dreibändigen Werk: Icones plantarum rariorum, veröffentlicht 1781-1793, zeigt er unter 648 kolorierten Kupferstichen auch die Sojapflanze.
Abb. Dolichos Soja. Synonym für Glycine max (L.) Merr.. Kolorierter Kupferstich aus „Icones Plantarum Rariorum“. Baron Nicolaus Joseph von Jacquin,
Vindobonae [Wien], Christian Friedrich Wappler, 1781
Folio: Blatt ca. 48,5 cm x ca. 30 cm, Platte ca. 44 cm x ca. 19 cm.
Dies ist die vermutlich erste bildliche Darstellung einer in Österreich gewachsenen Sojabohne, koloriert und präziser im botanischen Detail als die Abbildung von Engelbert Kaempfer zuvor.
Abb. Phänotypische Variabilität der Sojabohne
Abbildungen von Johann Vollmann
Sojabohnen (Glycine max [L.] Merr.) sind die weltweit wichtigste Quelle von pflanzlichem Protein für menschliche Ernährung und Tierfütterung. Sie stammen ursprünglich aus China, wo sie im Nordosten des Landes (Mandschurei) vor 3000-4000 Jahren domestiziert wurden. Wildformen und zahlreiche genetische Ressourcen der Sojabohne sind bis heute in deren chinesischen Verbreitungsgebieten auffindbar. Gegenwärtig werden Sojabohnen weltweit auf über 120 mio ha angebaut, neben den nord- und südamerikanischen Ländern ist in Asien noch immer China das wichtigste Anbauland. Auch in Europa, wo die Sojabohne im Gefolge der Wiener Weltausstellung von 1873 vom österreichischen Agrarwissenschaftler Friedrich Haberlandt eingeführt worden war, werden Sojabohnen kultiviert, in Österreich betrug die Anbaufläche im Jahr 2019 etwa 69.000 ha.
„Die Cultur der Sojabohne wird in Zukunft direct durch die Ermöglichung einer besseren Ernährung und indirect als werthvolle Futterpflanze an großer Bedeutung für die allgemeine Volkswohlfahrt gewinnen.“ Friedrich Haberlandt, 1878
Er ist der erste, der die Sojabohne in Europa kultiviert. Alles beginnt damit, dass er auf der Wiener Weltausstellung 1873 Sojabohnensamen aus China und Japan erhält (20 verschiedene Sorten). 1875 beginnt er die Sojabohne zu kultivieren und erforscht wie man sie bei uns etablieren kann. Bis zu seinem Tod 1878 führt er Anbauversuche in vielen Teilen Europas durch und verfasst die erste Monografie zur Sojabohne.
„Die Acclimatisation der frühreifenden Sojabohnen kann in Mitteleuropa als völlig gelungen bezeichnet werden.“ Friedrich Haberlandt, 1878
Holzkiste mit Speiseproben
shokuzai hyOhon
Die Holzkiste ist gefüllt mit Nahrungsmitteln wie Reis, Algen, Sojabohnen, Tabak und traditioneller Medizin. Es war das Jahr 1873, als die Sojabohne ihren Werbefeldzug im Westen bis in die USA antrat; im 20. Jahrhundert gewann sie an ernährungswissenschaftlicher und industrieller Bedeutung. In Österreich begannen kurz nach der Wiener Weltausstellung Anbauversuche mit Sojabohnen.
Meiji-Periode (1868-1912), vor 1873
Slg. Heinrich von Siebold – Weltmuseum Wien
Quellen:
AMA (2020) Agrar Markt Austria, Marktinformationen: Produktion. Wien. URL: https://www.ama.at/Marktinformationen/Aktuelle-Marktinformationen
FAOSTAT (2020) FAO Statistical Database. Production Domain FAO, Rome. URL: http://faostat3.fao.org).
Shurtleff, W. & A. Aoyagi (2020) History of soybeans and soyfoods in Austria and the Austro-Hungarian Empire (1781-2020): Extensively annotated bibliography and sourcebook. Soyinfo Center, Lafayette, CA, USA. URL: https://www.soyinfocenter.com/pdf/225/AuHu.pdf
Xu, D. H. & J. Y. Gai (2003) Genetic diversity of wild and cultivated soybeans growing in China revealed by RAPD analysis. Plant Breeding 122:503-506.
https://www.donausoja.org/de/research/landwirtschaft/haberlandt-140-jahre-soja-in-europa/