Silent Inflammation: Warum die stille Entzündung nicht die Ursache, sondern die Folge ist

Einführung:

In der modernen Medizin wird häufig von silent inflammation gesprochen – einer „stillen Entzündung“, die ohne Fieber, Schmerz oder Rötung abläuft, aber dennoch im Körper schwelend aktiv ist. Dieser Begriff hat sich eingebürgert, wenn es um chronische Erkrankungen, neurodegenerative Prozesse oder das Altern geht. Doch hier liegt ein zentrales Missverständnis. Denn was in den Fokus rückt – die Entzündungsreaktion –, ist in Wahrheit nicht die Ursache, sondern eine Folge eines viel fundamentaleren Prozesses: des sogenannten ROS-Boosts.

ROS – reaktive Sauerstoffspezies – entstehen ganz natürlich im Stoffwechsel, vor allem in den Mitochondrien. In geringen Mengen sind sie sogar notwendig: Sie dienen der Signalübertragung, der Immunabwehr und der Regulierung zellulärer Prozesse. Kippt jedoch das Gleichgewicht – etwa durch Stress, Umweltgifte, Fehlernährung oder epigenetische Dysregulation –, kommt es zu einem pathologischen Anstieg von ROS: ein ROS-Boost. Diese überschießende Produktion aggressiver Moleküle führt zu oxidativem Stress und schädigt Zellmembranen, Enzyme, DNA – und vor allem die Mitochondrien selbst. Die Zelle verliert ihre Energiezentren, ihre Steuerungskraft – sie altert.

Dieser molekulare Abbau geschieht schleichend und systemisch. Es ist der eigentliche Beginn des Alterns, noch bevor das Immunsystem überhaupt reagiert. Erst in einem zweiten Schritt – wenn die zellulären Schäden zunehmen, Mitochondrien zerfallen, Signalmoleküle entgleisen – tritt das Immunsystem auf den Plan. Es erkennt Fragmente, DAMPs (damage-associated molecular patterns), reagiert auf oxidierte Lipide oder degenerierte Proteine. Eine stille Entzündung entsteht – als Reaktion, nicht als Ursprung.

Der Begriff silent inflammation beschreibt also die immunologische Antwort auf den vorhergehenden molekularen Schaden. Er ist wichtig, aber nicht synonym mit dem Altern selbst. Wer diesen Zusammenhang missversteht, verkennt die eigentliche Quelle chronischer Degeneration – die stille, aber stetige Zerstörung der Zellstruktur durch oxidativen Stress.

Das Verwechseln von „silent inflammation“ (stille Entzündung) mit dem klassischen Entzündungsbegriff ist ein fundamentaler Irrtum – mit weitreichenden Folgen für Prävention, Diagnostik und Therapie. Denn beide Begriffe beschreiben sehr unterschiedliche biologische Realitäten.


Stille Entzündung – der leise Brand im System

Die klassische Entzündung kennt jeder: Wenn ein Gelenk anschwillt, die Haut sich rötet oder Fieber auftritt. Rötung, Schmerz, Schwellung, Hitze, Funktionsverlust – so lehrt es die Medizin seit Galen. Es ist ein klar erkennbares, lokalisiertes Geschehen – oft akut, oft sinnvoll. Der Körper verteidigt sich. Und heilt.

Doch stille Entzündungen sind anders.

Sie brennen ohne Feuer, arbeiten systemisch, verlaufen chronisch – und sind oft über Jahre symptomlos. Keine Hitze, keine Rötung, keine sichtbare Schwellung. Und doch hinterlassen sie Spuren: in Gefäßen, Nervenzellen, Mitochondrien und Genregulationen.


Was man verwechselt, wenn man stille Entzündung mit klassischer Entzündung gleichsetzt:

Klassische Entzündung Stille Entzündung (silent inflammation)
Akut, lokalisiert Chronisch, systemisch
Sicht- und spürbar Subklinisch, oft asymptomatisch
Immunologisch sinnvoll Immunologisch fehlreguliert
Selbstlimitierend Langfristig zell- und gewebsschädigend
Führt zu Heilung Führt zu Alterung und Degeneration
Beispiel: Infektion, Verletzung Beispiel: Metabolisches Syndrom, Alzheimer, Depression

Stille Entzündung ist kein akutes Ereignis – sie ist ein metabolisch-epigenetischer Dauerstress, oft ausgelöst durch:

  • oxidativen Stress

  • viszerales Bauchfett

  • stillen Darmstress (Leaky Gut)

  • Schlafmangel

  • Hyperglykämie

  • Umweltgifte

  • psychosozialen Dauerstress

Dabei entstehen permanent proinflammatorische Zytokine (z. B. TNF-α, IL-6), ohne dass das Immunsystem aufhört, sie zu produzieren. Die Folge: ein „Grundrauschen“ im Körper, das Mitochondrien schwächt, die DNA beschädigt und epigenetisch Gene verstellt – darunter jene, die für Zellschutz, Entgiftung und Regeneration zuständig sind.


Verwechslung als diagnostisches Problem

Da stille Entzündung nicht den klassischen Entzündungsparametern folgt, wird sie in der Praxis oft übersehen oder bagatellisiert.

  • CRP ist meist nur leicht erhöht

  • Leukozytenzahl oft normal

  • Fieber? Fehlanzeige

  • Bildgebung? Unauffällig

Erst wenn Alzheimer, Diabetes Typ 2, Herzinfarkt oder chronische Erschöpfung auftreten, erkennt man: Der Brand war längst da.


Silent Inflammation ist kein akuter Alarm – sie ist der schwelende Kurzschluss der Regulation.

Und hier liegt der Denkfehler vieler medizinischer Ansätze: Man sucht nach einem sichtbaren Feuer – und ignoriert den Rauch, der längst die Zellkerne umhüllt.

Ihr

Eduard Rappold

Hinweis: Diese Informationen werden zu Bildungszwecken bereitgestellt und ersetzen keinen professionellen medizinischen Rat. Wenden Sie sich immer an Gesundheitsdienstleister, um eine individuelle Beratung zu gesundheitsbezogenen Fragen zu erhalten.

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NUGENIS ist spezialisiert auf epigenetisch wirksame Nahrungsergänzungsmittel.

Dr. Eduard Rappold, MSc ist ein erfahrener Forscher und Arzt, der sich seit Jahrzehnten für geriatrische PatientInnen einsetzt. In seinem Bemühen für Alzheimer-Erkrankte eine immer bessere Versorgung zu ermöglichen, wurde er 2003 mit dem Gesundheitspreis der Stadt Wien für das Ernährungszustandsmonitoring von Alzheimer-Kranken ausgezeichnet. Im Zuge seines Masterstudiums der Geriatrie hat er seine Entwicklung des Epigenetic Brain Protector wissenschaftlich fundiert und empirisch überprüft. Im September 2015 gründete er NUGENIS, ein Unternehmen, mit dem er Wissenschaft und Anwendung zusammenbringen möchte. Damit können Menschen unmittelbar von den Ergebnissen der Angewandten Epigenetik für ihre Gesundheit profitieren. Mit dem Epigenetic Brain Protector hat Dr. Eduard Rappold, MSc bereits für internationales Aufsehen gesorgt – auf der international wichtigsten Innovationsmesse, der iENA, wurde er 2015 mit einer Goldmedaille für hervorragende Leistungen zum Schutz vor Neurodegeneration ausgezeichnet. Auf den Webseiten nugenis.eu, epigenetik.at, spermidine-soyup.com und facebook.com/nugenis können Themen zur Epigenetik und Aktuelles nachgelesen werden.