Wie Politik narzisstische Normopathie instrumentalisiert

Viele Westeuropäer wirken narzisstisch-normopathisch, weil sie gelernt haben, sich an gesellschaftliche Erwartungen perfekt anzupassen, während echte emotionale Tiefe, Selbstreflexion und Empathie oft vernachlässigt wurden.

Der Begriff „narzisstische Normopathie“ beschreibt Menschen, die sich so perfekt an gesellschaftliche Normen anpassen, dass sie dabei echte Individualität und authentische Emotionen verlieren – und dennoch von außen als „erfolgreich“ oder „gesund“ erscheinen. Der Begriff wurde insbesondere von Psychoanalytikern wie Alexander Mitscherlich und später Hans-Joachim Maaz geprägt.

Einige zentrale Gründe, warum dieses Phänomen in Westeuropa stark verbreitet ist:

1. Historische Traumata und kollektive Verdrängung
Nach den Weltkriegen und insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg war ein gesellschaftliches Bedürfnis nach „Normalität“ extrem ausgeprägt. Gesellschaften wie Deutschland, Frankreich oder Großbritannien entwickelten eine Kultur der emotionalen Kontrolle und der Anpassung, um alte Traumata zu überdecken.

2. Überbetonung von Leistung und Status
Wirtschaftlicher Wiederaufbau und der Wohlstand der Nachkriegszeit machten Leistung, Karriere und Konsum zu neuen Grundpfeilern sozialer Anerkennung.
→ Persönlichkeit wurde zunehmend über äußere Erfolge definiert, nicht über innere Reife oder Beziehungsfähigkeit.

3. Verlust traditioneller Bindungen
Traditionelle Werte wie Religion, Familie und Dorfgemeinschaft haben an Bindekraft verloren. Ersatz fand man oft in oberflächlichen Rollenbildern und standardisierten Lebensentwürfen („Karriere machen“, „Eigenheim“, „Erfolg zeigen“).

4. Medien- und Konsumkultur
Mit dem Aufstieg der Massenmedien, später Social Media, wurde das permanente Schaffen und Präsentieren eines attraktiven Selbstbildes zentral.
→ Ein „gutes Bild“ wurde wichtiger als Authentizität.
Selbstinszenierung wurde zur Norm.

5. Erziehungsstile der letzten Jahrzehnte
Viele westliche Gesellschaften setzten auf leistungsorientierte, aber emotional oft kühle Erziehung:

  • Frühkindlicher Druck (frühe Förderung, Vergleiche)

  • Wenig emotionale Begleitung

  • Hohe Erwartungen an „Funktionieren“ und „Anpassung“

6. Angst vor Ausgrenzung und Scheitern
In hochregulierten, individualistisch geprägten Gesellschaften wie Westeuropa bedeutet Scheitern oft gesellschaftliche Isolation.
→ Anpassung an Normen wird zu einer Überlebensstrategie.
→ Innere Unsicherheiten werden durch narzisstische „Masken“ kaschiert.

Wie Politik narzisstische Normopathie nutzt (und davon profitiert):

1. Kollektive Bedürftigkeit nach Anerkennung und Führung

  • In einer normopathischen Gesellschaft fehlt es vielen Menschen an innerer Sicherheit und Selbstwert – sie suchen Halt im Außen, in Autoritäten.

  • Politik kann diese Leerstelle füllen, z.B. durch:

    • Identitätspolitik („Wir gegen die anderen“)

    • Starke Führerfiguren (die als Projektionsfläche narzisstischer Ideale dienen)

    • Symbolpolitik, die Emotionen bedient, nicht Inhalte.

Politik wird zum Ersatz-Selbstwertspender.


2. Perfektionsdruck als Steuerungsinstrument

  • Die narzisstische Normopathie zwingt Menschen, immer perfekt, leistungsfähig, gesund und moralisch einwandfrei zu erscheinen.

  • Politik verstärkt diesen Druck:

    • Über Leistungsrhetorik: „Jeder ist seines Glückes Schmied.“

    • Über Schuldumkehr: Wer scheitert, ist selbst schuld – nicht die Struktur.

    • Über Selbstoptimierungsideale: Bildung, Gesundheit, Karriere – alles privat zu lösen.

Menschen halten sich selbst für „unzulänglich“ – und entlasten so die Politik von struktureller Verantwortung.


3. Spaltung statt Solidarität

  • In einer narzisstisch normopathischen Gesellschaft wird viel verglichen, gewertet, beurteilt – es gibt ein ständiges Ranking von „besser“ und „schlechter“.

  • Politik nutzt das gezielt:

    • Soziale Gruppen gegeneinander ausspielen (z.B. Erwerbstätige vs. Transferempfänger, Inländer vs. Migranten)

    • Moralische Polarisierung („die Guten“ vs. „die Bösen“, auch parteipolitisch)

    • Förderung von symbolischem Statusdenken statt realer Gerechtigkeit.

Gesellschaftliche Spaltung sichert die Macht, da kollektives Handeln geschwächt wird.


4. Image-Politik statt inhaltlicher Verantwortung

  • In normopathischen Gesellschaften zählen äußere Bilder mehr als innere Wahrheiten.

  • Politik passt sich dem an:

    • Inszenierung statt Substanz (Scheinpolitik, PR, Markenbildung)

    • Narrative statt Analyse (Emotionssteuerung > Faktenklärung)

    • Emphatische Formeln statt realer Lösungen (z.B. „Wir haben alles im Griff“)

Politik liefert eine emotional konsistente Story, nicht unbedingt gute Ergebnisse – aber das genügt oft.


5. Angstpolitik

  • Normopathisch strukturierte Menschen haben ein instabiles Selbst – sie meiden Konflikt, Unsicherheit, Widerspruch.

  • Politik nutzt das:

    • Durch kontrollierende Narrative (z.B. Sicherheitsdiskurse, Feindbilder, Bedrohungsszenarien)

    • Durch regulative Maßnahmen mit moralischer Legitimation (z.B. Gesundheitsschutz, Klimaregeln – unabhängig von deren Verhältnismäßigkeit)

    • Durch Überwachung & Konformitätsdruck mit Zustimmung der Bevölkerung

Angst stabilisiert die Ordnung – Sicherheit wird wichtiger als Freiheit.

Die narzisstische Normopathie macht die Gesellschaft emotional abhängig, konfliktscheu, leistungsfixiert und sehnsüchtig nach Anerkennung.
Politik, die dies erkennt (oder intuitiv darauf agiert), kann:

  • Menschen emotional binden

  • Strukturelle Probleme verdecken

  • Macht durch Kontrolle der „sozialen Gefühle“ sichern


Ihr
Eduard Rappold

Dr. Eduard Rappold, MSc ist ein erfahrener Forscher und Arzt, der sich seit Jahrzehnten für geriatrische PatientInnen einsetzt. In seinem Bemühen für Alzheimer-Erkrankte eine immer bessere Versorgung zu ermöglichen, wurde er 2003 mit dem Gesundheitspreis der Stadt Wien für das Ernährungszustandsmonitoring von Alzheimer-Kranken ausgezeichnet. Im Zuge seines Masterstudiums der Geriatrie hat er seine Entwicklung des Epigenetic Brain Protector wissenschaftlich fundiert und empirisch überprüft. Im September 2015 gründete er NUGENIS, ein Unternehmen, mit dem er Wissenschaft und Anwendung zusammenbringen möchte. Damit können Menschen unmittelbar von den Ergebnissen der Angewandten Epigenetik für ihre Gesundheit profitieren. Mit dem Epigenetic Brain Protector hat Dr. Eduard Rappold, MSc bereits für internationales Aufsehen gesorgt – auf der international wichtigsten Innovationsmesse, der iENA, wurde er 2015 mit einer Goldmedaille für hervorragende Leistungen zum Schutz vor Neurodegeneration ausgezeichnet. Auf den Webseiten nugenis.eu, epigenetik.at, spermidine-soyup.com und facebook.com/nugenis können Themen zur Epigenetik und Aktuelles nachgelesen werden.