Untermethylierung, MAO-A und ADHS: Wie Epigenetik Impulsivität und Aggressivität beeinflusst

Aggressives Verhalten, emotionale Dysregulation und Impulsivität gehören zu den herausforderndsten Symptomen bei psychischen Störungen wie ADHS. Neuere Erkenntnisse aus der funktionellen Medizin und Epigenetik weisen darauf hin, dass diese Symptome biochemisch erklärbar sind – unter anderem durch eine sogenannte Untermethylierung und veränderte Aktivität von Enzymen wie der Monoamin-Oxidase A (MAO-A).


Was ist Methylierung – und warum ist sie so wichtig?

Methylierung ist eine essenzielle biochemische Reaktion, bei der eine Methylgruppe (–CH₃) auf ein anderes Molekül übertragen wird. Diese einfache chemische Veränderung hat komplexe Auswirkungen auf:

  • Genregulation (Epigenetik)

  • Synthese & Abbau von Neurotransmittern

  • Entgiftung von Hormonen und Umweltstoffen

  • Immunsystem und Entzündungsprozesse

Damit diese Prozesse reibungslos ablaufen, braucht der Körper Methylspender wie SAMe, Methionin, Vitamin B12 und Folat.


Was bedeutet Untermethylierung?

Bei einer Untermethylierung ist die Fähigkeit des Körpers eingeschränkt, Methylgruppen bereitzustellen oder zu verwerten. Diese biochemische Störung kann durch genetische Faktoren (z. B. MTHFR-Polymorphismen), chronischen Stress oder Nährstoffmängel ausgelöst werden.

Typische Merkmale:

  • Erhöhtes Histamin im Vollblut

  • Niedriges SAMe / SAH-Verhältnis

  • Geringe Methylierungsaktivität der DNA


Neurotransmitter, MAO-A und Impulsivität

1. Die Rolle von MAO-A

MAO-A ist ein Enzym, das für den Abbau wichtiger Neurotransmitter wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin verantwortlich ist – allesamt Botenstoffe, die Verhalten, Stimmung und Impulskontrolle regulieren.

Diese Enzymaktivität wird epigenetisch durch Methylierung reguliert. Bei einer Untermethylierung kann das MAO-A-Gen überaktiv werden, da SAM-e die Expression von MAO stilllegt und somit den Abbau der monaminergen Neurotransmitter (Serotonin, Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin) durch oxidative Desaminierung zu ROS-Produkten verhindert.          Die Folge:

> Zu schneller Abbau der Neurotransmitter
> Dopaminmangel → verminderte Belohnungssensitivität
> Serotoninmangel → geringere Impulskontrolle, Reizbarkeit
 Noradrenalinmangel → verminderte Aufmerksamkeit, erhöhte Stressreaktivität

Das Ergebnis: Impulsivität, emotionale Instabilität, Wutausbrüche – also typische Symptome bei ADHS und anderen affektiven Störungen.


2. MAO-A-Gen und Aggressionsneigung

Das sogenannte „Krieger-Gen“ (eine Low-MAOA-Genvariante mit 3-facher VNTR-Wiederholung) ist mit erhöhtem Aggressionspotenzial verknüpft – besonders dann, wenn frühkindliche Traumata oder Vernachlässigung hinzukommen. Hier wirkt also eine Gen-Umwelt-Interaktion.

Zudem zeigen epigenetische Studien, dass Hypomethylierung des MAO-A-Gens bei Männern mit gesteigerter Aggressivität korreliert.

 

Untermethylierung bei ADHS – ein möglicher Baustein?

Bei ADHS (insbesondere dem impulsiv-hyperaktiven Subtyp) ist ein chronisches Ungleichgewicht im Dopamin- und Noradrenalinhaushalt typisch. Einige ADHS-Betroffene weisen biochemische Anzeichen einer Untermethylierung auf:

  • Gesteigerte Impulsivität

  • Aggressives Verhalten bei Frustration

  • Geringe Reizschwelle

Studien zeigen, dass bestimmte epigenetische Marker (z. B. an MAO-A, DAT1 oder DRD4) bei ADHS-Kindern verändert sind. Die Methylierung dieser Gene beeinflusst maßgeblich, wie viel Dopamin und Noradrenalin im Gehirn verfügbar ist.


Therapieansätze aus funktioneller Sicht

Diese Ansätze stammen aus der funktionellen Medizin und sind noch nicht Bestandteil schulmedizinischer Leitlinien.

Diagnostik:

  • Histamin im Vollblut

  • SAMe / SAH-Quotient

  • Methylmalonsäure (Vitamin-B12-Indikator)

  • MTHFR-Gentest

Therapie:

  • SAMe – direkter Methylgruppenspender

  • Methionin – Vorläufer von SAMe

  • Methylcobalamin (B12) – aktiviert Methionin-Synthese

  • 5-MTHF (aktive Folsäureform) – mit Vorsicht bei Histaminempfindlichkeit

Ziel: Ausgleich der Methylierungsbalance, Normalisierung der MAO-A-Aktivität, Stabilisierung der Neurotransmitter → weniger Impulsivität und emotionale Ausbrüche.


Resümee: Biochemie trifft Verhalten

Faktor Auswirkung bei Untermethylierung
MAO-A-Aktivität Erhöht → schneller Abbau von Dopamin, Serotonin
Dopamin Zu niedrig → verminderte Impulskontrolle, Motivationsmangel
Serotonin Zu niedrig → Reizbarkeit, emotionale Dysregulation
Verhalten Impulsivität, Aggression, ADHS-Symptome

Untermethylierung ist kein alleiniger Auslöser von ADHS oder aggressivem Verhalten, aber ein möglicher biologischer Verstärker – insbesondere bei genetischer Prädisposition oder ungünstigen Umweltfaktoren.

Wer die biochemischen Zusammenhänge versteht, kann neue Wege zur Diagnostik und unterstützenden Therapie in Betracht ziehen.

Ihr Eduard Rappold

Hinweis: Diese Informationen werden zu Bildungszwecken bereitgestellt und ersetzen keinen professionellen medizinischen Rat. Wenden Sie sich immer an Gesundheitsdienstleister, um eine individuelle Beratung zu gesundheitsbezogenen Fragen zu erhalten.

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Dr. Eduard Rappold, MSc ist ein erfahrener Forscher und Arzt, der sich seit Jahrzehnten für geriatrische PatientInnen einsetzt. In seinem Bemühen für Alzheimer-Erkrankte eine immer bessere Versorgung zu ermöglichen, wurde er 2003 mit dem Gesundheitspreis der Stadt Wien für das Ernährungszustandsmonitoring von Alzheimer-Kranken ausgezeichnet. Im Zuge seines Masterstudiums der Geriatrie hat er seine Entwicklung des Epigenetic Brain Protector wissenschaftlich fundiert und empirisch überprüft. Im September 2015 gründete er NUGENIS, ein Unternehmen, mit dem er Wissenschaft und Anwendung zusammenbringen möchte. Damit können Menschen unmittelbar von den Ergebnissen der Angewandten Epigenetik für ihre Gesundheit profitieren. Mit dem Epigenetic Brain Protector hat Dr. Eduard Rappold, MSc bereits für internationales Aufsehen gesorgt – auf der international wichtigsten Innovationsmesse, der iENA, wurde er 2015 mit einer Goldmedaille für hervorragende Leistungen zum Schutz vor Neurodegeneration ausgezeichnet. Auf den Webseiten nugenis.eu, epigenetik.at, spermidine-soyup.com und facebook.com/nugenis können Themen zur Epigenetik und Aktuelles nachgelesen werden.