Entzündung epigenetisch ernähren: Was dem aktuellen Diskurs fehlt

Einleitung:
In der aktuellen Ausgabe der Nutrition-News (Jg. 22, 1/25) fragt Carla Wunderle: „Können wir den Inflammationsstatus des Patienten durch Ernährung modifizieren?“ Die Antwort ist ein klares Ja – doch nur, wenn wir auch die molekularbiologische Tiefe mitdenken. Eine entscheidende Dimension bleibt im Beitrag unbeachtet: die epigenetische Wirkung der Ernährung. Dabei ist gerade sie es, die uns den Zugang zu den Schaltern der Genregulation eröffnet – und damit zur Steuerung von Entzündungsprozessen an der Wurzel.


Epigenetik: Der molekulare Dimmer für Entzündungen
Epigenetik beschreibt jene Mechanismen, durch die sich Gene an- oder abschalten lassen – ohne dass sich die DNA selbst verändert. Für die Entzündungsmedizin bedeutet das: Wir können gezielt Gene herunterregulieren, die entzündungsfördernde Zytokine wie TNF-α, IL-6 oder IL-1β steuern. Und das durch bewusste Lebensmittelauswahl.


1. Methylgruppen gegen stille Entzündung
Stoffe wie Folat, Vitamin B12, Cholin und SAM-e liefern Methylgruppen, die zur DNA-Methylierung beitragen – einem zentralen epigenetischen Steuermechanismus. Studien zeigen, dass diese Methylierung entzündungsfördernde Gene herunterregulieren kann.


2. Polyphenole und die Ruhe im Zellkern
Pflanzliche Polyphenole wie Curcumin, EGCG (aus grünem Tee), Resveratrol oder Quercetin beeinflussen die Histonstruktur – und damit die Zugänglichkeit von DNA für entzündliche Signalwege. Gleichzeitig hemmen sie NF-κB, einen zentralen Aktivator chronischer Entzündung.


3. Mikro-RNAs: Kleine Moleküle, große Wirkung
Bestimmte Ernährungskomponenten verändern das Muster nicht-kodierender RNAs, die wiederum gezielt entzündungsfördernde Botenstoffe blockieren. Omega-3-Fettsäuren oder Sulforaphan (z. B. aus Brokkoli) zeigen hier eindrucksvolle Wirkung.


4. Darm-Hirn-Gen-Achse: Butyrat als epigenetischer Mediator
Ballaststoffe fördern im Darm die Bildung von Butyrat, einer kurzkettigen Fettsäure mit epigenetischer Wirkung. Butyrat steigert die Aktivität regulatorischer T-Zellen über das FOXP3-Gen und reduziert damit systemische Entzündung.


5. Diäten mit epigenetischem Potenzial

  • Die Mittelmeerdiät liefert nicht nur Antioxidantien, sondern auch epigenetisch aktive Pflanzenstoffe.

  • Intervallfasten beeinflusst über Sirtuine die Zellregeneration und Entzündungshemmung.

  • Die ketogene Diät senkt die Aktivität des NLRP3-Inflammasoms – ein epigenetischer Effekt von Beta-Hydroxybutyrat.


Resümee:
Wer chronische Entzündung durch Ernährung modulieren will, sollte über Makro- und Mikronährstoffe hinausdenken. Die epigenetische Ernährung bietet die vielleicht eleganteste Möglichkeit, die Sprache unserer Gene zu sprechen – antiinflammatorisch, präventiv und individuell anpassbar.

Der Artikel von Carla Wunderle ist ein wichtiger Beitrag zur Diskussion. Doch um das volle Potenzial zu entfalten, braucht es die Einbeziehung der Epigenetik – denn sie entscheidet mit, ob ein entzündliches Signal überhaupt gesendet wird.

Ihr

Eduard Rappold

Hinweis: Diese Informationen werden zu Bildungszwecken bereitgestellt und ersetzen keinen professionellen medizinischen Rat. Wenden Sie sich immer an Gesundheitsdienstleister, um eine individuelle Beratung zu gesundheitsbezogenen Fragen zu erhalten.

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Dr. Eduard Rappold, MSc ist ein erfahrener Forscher und Arzt, der sich seit Jahrzehnten für geriatrische PatientInnen einsetzt. In seinem Bemühen für Alzheimer-Erkrankte eine immer bessere Versorgung zu ermöglichen, wurde er 2003 mit dem Gesundheitspreis der Stadt Wien für das Ernährungszustandsmonitoring von Alzheimer-Kranken ausgezeichnet. Im Zuge seines Masterstudiums der Geriatrie hat er seine Entwicklung des Epigenetic Brain Protector wissenschaftlich fundiert und empirisch überprüft. Im September 2015 gründete er NUGENIS, ein Unternehmen, mit dem er Wissenschaft und Anwendung zusammenbringen möchte. Damit können Menschen unmittelbar von den Ergebnissen der Angewandten Epigenetik für ihre Gesundheit profitieren. Mit dem Epigenetic Brain Protector hat Dr. Eduard Rappold, MSc bereits für internationales Aufsehen gesorgt – auf der international wichtigsten Innovationsmesse, der iENA, wurde er 2015 mit einer Goldmedaille für hervorragende Leistungen zum Schutz vor Neurodegeneration ausgezeichnet. Auf den Webseiten nugenis.eu, epigenetik.at, spermidine-soyup.com und facebook.com/nugenis können Themen zur Epigenetik und Aktuelles nachgelesen werden.