
Moralischer Eifer und Linke Werte
Warum sind die „Grünen“ und Protestanten besonders moralisch eifrig?
Sowohl die Grünen als politische Bewegung als auch der Protestantismus als religiöse Tradition neigen zu einem moralischen Eifer, weil sie aus Ideologien stammen, die stark auf ethischen Prinzipien, Pflichtbewusstsein und missionarischem Denken beruhen. Diese Gemeinsamkeit hat tiefgehende historische, religiöse und psychologische Wurzeln.
1. Protestantismus: Moral als Pflicht und Mission
A) Protestantische Ethik: Glaube und Moral als Verpflichtung
- Max Weber („Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“, 1904) zeigte, dass der Protestantismus eine harte Arbeitsmoral und ein starkes Pflichtgefühl gegenüber Gott betonte.
- Calvinismus: Erfolg galt als Zeichen göttlicher Gnade – Versagen als moralisches Scheitern.
- Lutheranismus: Individuelle Verantwortung für das eigene Seelenheil → persönlicher Eifer in Moralfragen.
Folge:
> Strenger Moralkodex: Protestantische Gesellschaften legten Wert auf Disziplin, Ordnung und Selbstverantwortung.
> Missionarisches Sendungsbewusstsein: Protestantismus legte mehr Wert auf aktive Bekehrung und moralische Korrektur anderer als der Katholizismus.
> Politische Wirkung: Protestantische Länder (z. B. Skandinavien, Deutschland, Niederlande) entwickelten sozialmoralische Bewegungen wie Sozialdemokratie oder grüne Bewegungen.
B) Protestantismus und moderne politische Bewegungen
- Das Schuldprinzip: Viele protestantisch geprägte Bewegungen betonen persönliche und kollektive Schuld („Klimasünde“, „Kolonialschuld“).
- Der Drang zur Weltverbesserung: Anstatt Religion als individuelles Seelenheil zu sehen (wie im Katholizismus), wird sie als Auftrag verstanden, die Welt zu verändern.
- Kampf gegen das „Böse“: Der Protestantismus neigt dazu, moralische Fragen in Gegensätze von Gut und Böse zu übersetzen (z. B. „CO₂ ist Sünde“, „Kapitalismus ist schuld“).
Ergebnis:
Moderne moralische Bewegungen (z. B. Umwelt- und Sozialaktivismus) stehen oft in der Tradition protestantischer Moralstrenge.
2. Die Grünen: Politischer Moralismus als säkularisierte Religion
A) Die Grünen als säkularisierte Nachfolger der protestantischen Ethik
- Die Umweltbewegung entstand in protestantisch geprägten Ländern (Deutschland, Skandinavien).
- Starker Moraleifer: Die Grünen vertreten ihre Positionen mit einer missionarischen Energie, die an religiöse Überzeugungen erinnert.
- Sünden- und Bußgedanke: Wer gegen Klimapolitik argumentiert, wird als moralisch minderwertig dargestellt („Klimaleugner“, „Schuld an der Umweltzerstörung“).
Folge:
> Klimawandel wird nicht nur als wissenschaftliches, sondern als moralisches Problem gesehen.
> Gesellschaftliche Transformation wird als „Erziehung“ des Volkes verstanden („weniger fliegen“, „weniger Fleisch“, „moralischer Konsum“).
> Protestantische Askese wird in modernen Formen reproduziert („Verzicht ist gut“, „weniger Konsum ist moralisch“).
B) Strukturelle Ähnlichkeiten zwischen Grünen und Protestantismus
Protestantismus | Grüne Ideologie |
---|---|
Religiöse Pflicht, Gott zu ehren | Ethische Pflicht, die Umwelt zu schützen |
Schuld & Buße (Sündenvergebung) | Klimasünden & CO₂-Kompensation |
Evangelisation (Bekehrung anderer) | Klimabewusstsein verbreiten (z. B. „Veganuary“, „Fridays for Future“) |
Striktes Wertesystem (z. B. Keuschheit, Disziplin) | Strikter Lebensstil (z. B. Veganismus, Verbot von SUVs) |
Glaubenskriege zwischen Konfessionen | Grüne gegen „Klimaleugner“, Kapitalismus, Fleischesser |
Ergebnis:
Die Grünen sind eine „säkularisierte Religion“ mit protestantischem Ethos.
Moral steht über Pragmatismus („Wir müssen handeln, egal was es kostet“).
3. Warum sind „Grüne“ und Protestanten so moralisch eifrig?
> Protestantische Prägung: Strenge Moral, Pflichtgefühl und die Idee, andere erziehen zu müssen.
> Säkularisierte Ethik: Religiöse Dogmen wurden durch politische Dogmen ersetzt (Umwelt, soziale Gerechtigkeit, Antikapitalismus).
> Schwarz-Weiß-Denken: „Gut vs. Böse“-Rhetorik, wenig Raum für pragmatische Kompromisse.
> Missionsdrang: Andere „retten“ oder „aufklären“ gehört zur Ideologie (z. B. Klimabewegung).
> Schuld & Buße: „Klimasünden“ müssen kompensiert werden, analog zur christlichen Beichte.
Die Grünen sind der politische Erbe des protestantischen Moraleifers
> Beide haben eine tief verwurzelte Moraltradition, die auf Pflicht und Disziplin basiert.
> Beide neigen dazu, Weltprobleme in moralische Kategorien zu übersetzen.
> Beide sehen sich als Erzieher und „Retter“, die andere belehren müssen.
> Grüner Aktivismus ist eine säkularisierte Form der protestantischen Missionsbewegung.
Die Grünen sind der politische Protestantismus der Moderne – mit CO₂ statt Erbsünde.
Was wurde aus der 68er-Bewegung und ihren Studenten?
Die 68er-Bewegung war eine der prägendsten gesellschaftlichen Umwälzungen der westlichen Welt im 20. Jahrhundert. Ihre Protagonisten, die rebellischen Studenten, haben sich im Laufe der Jahrzehnte in verschiedene Richtungen entwickelt – von linken Intellektuellen bis hin zu gut integrierten Establishment-Figuren.
Die 68er-Bewegung: Ein Überblick
Protestwelle der 1960er Jahre:
- Geprägt von Antikapitalismus, Antiautoritarismus, Antikolonialismus
- Themen: Vietnamkrieg, Bürgerrechte, Feminismus, sexuelle Revolution, Studentenrevolte
- Starke Strömungen in Deutschland (RAF, APO), Frankreich (Mai 68), USA (Hippies, Black Panthers), Italien (Autonome Bewegung)
Rebellion gegen das Establishment:
- Gegner waren Regierung, Konzerne, Universitäten, konservative Gesellschaftsstrukturen
- Ziel: Gesellschaftsveränderung, Abschaffung von Hierarchien, Demokratisierung aller Lebensbereiche
Die radikale Umgestaltung der Gesellschaft blieb aus – aber viele Ideen wurden in abgeschwächter Form übernommen.
Was wurde aus den 68er-Studenten?
A) Die Anpasser – Vom Revolutionär zum Establishment
- Viele ehemalige Rebellen gingen in Politik, Medien, Wissenschaft und Wirtschaft.
- Beispiele:
- Joschka Fischer (Deutschland): Früher militanter Straßenkämpfer, später Außenminister (Grüne).
- Daniel Cohn-Bendit (Frankreich/Deutschland): „Dany le Rouge“, Studentenführer 1968, später Europaabgeordneter der Grünen.
- Götz Aly: Früher Linksradikaler, dann Historiker mit kritischer Haltung zur 68er-Bewegung.
Viele 68er gingen in Staatsämter, Medien oder Großunternehmen – sie wurden Teil des Systems, das sie bekämpften.
B) Die Altlinken – Die „ewigen 68er“
- Einige hielten an ihren antikapitalistischen und revolutionären Ideen fest.
- Viele wurden Intellektuelle, Professoren oder Aktivisten, die weiterhin für „linke Werte“ kämpfen.
- Typische Bereiche: Kultur, Medien, alternative Lebensformen, NGOs.
Beispiel:
- Rudi Dutschke – Symbolfigur der Bewegung, blieb sein Leben lang Revolutionär.
Diese Gruppe beeinflusste Bildung, Medien und Kultur stark.
C) Die Radikalen – Vom Protest zur Gewalt
- Einige 68er gingen in den linksextremen Terrorismus über.
- Beispiele:
- Rote Armee Fraktion (RAF, Deutschland): Entstand aus der Studentenbewegung, wurde zur Terrororganisation.
- Brigate Rosse (Italien): Entführte und ermordete Politiker (z. B. Aldo Moro).
- Weather Underground (USA): Bombenanschläge gegen das Establishment.
Viele dieser Radikalen wurden verhaftet oder starben – andere stiegen später aus und schrieben Bücher über ihre „verlorene Sache“.
D) Die Neoliberalen – Unerwartete Wendung
- Überraschenderweise wurden einige ehemalige 68er zu Wirtschaftsliberalen.
- Grund: Ernüchterung über den Sozialismus und die Erkenntnis, dass Wohlstand auch Freiheit bedeutet.
- Beispiel: Joschka Fischer, der als Grüner in der Schröder-Regierung eine prokapitalistische Politik unterstützte.
Weitere prominente Persönlichkeiten der 68er-Bewegung entwickelten sich im Laufe der Zeit vom linken Idealismus hin zu realpolitischem Pragmatismus. Hier sind einige Beispiele:
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Ralf Dahrendorf: Ursprünglich Mitglied der SPD und des SDS, wechselte Dahrendorf 1967 zur FDP. Er war maßgeblich an der programmatischen Neuausrichtung der Partei beteiligt und diente als Parlamentarischer Staatssekretär im Auswärtigen Amt sowie als EG-Kommissar für Außenhandel. Wikipedia
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Elmar Altvater: Als aktives Mitglied der 68er-Bewegung und des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) engagierte sich Altvater in der „Sozialistischen Assistentenzelle“ am Otto-Suhr-Institut. Später wurde er Professor für Politische Ökonomie und trug zur Entwicklung marxistisch geprägter polit-ökonomischer Theorien bei. Wikipedia
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Bruno Kreisky: Obwohl nicht direkt Teil der 68er-Bewegung, beeinflusste Kreisky als Vorsitzender der SPÖ und späterer österreichischer Bundeskanzler die politische Landschaft dieser Zeit. Er setzte sich für umfassende Reformprogramme ein und bemühte sich um die Zusammenarbeit mit Fachleuten außerhalb der Partei. Wikipedia
3. Was blieb von der 68er-Bewegung?
✅ Gesellschaftlicher Wertewandel:
- Sexuelle Revolution, Feminismus, LGBTQ-Rechte, Multikulturalismus – viele Kernideen der 68er sind Mainstream geworden.
✅ Bildung und Kultur:
- Universitäten wurden demokratisiert, linke Theorien beeinflussen bis heute Sozialwissenschaften.
✅ Grüne Bewegung & Umweltpolitik:
- Die Anti-Establishment-Haltung der 68er mündete in den Grünen und der Umweltbewegung.
Vom Straßenkampf zum Establishment
> Die 68er veränderten Gesellschaft und Kultur nachhaltig.
> Viele einstige Rebellen wurden Teil des Systems, das sie bekämpften.
> Einige blieben radikal, andere wurden pragmatische Politiker oder sogar Wirtschaftsliberale.
> Ihre Ideen wirken bis heute nach – positiv wie negativ.
Ihr
Eduard Rappold